Dorothea Schmidt berichtet über ihre Eindrücke zum aktuellen Aufklärungprojekt





Ein Erlebnisbericht von Dorothea Schmidt aus Burkina Faso

Prolog:
Dorothea Schmidt berichtet direkt aus Ouahabou (Boromo, Burkina Faso) über ihre Eindrücke zum aktuellen Aufklärungprojekt der lokalen Selbsthilfegruppe über Genitalverstümmelung bei Mädchen und Frauen.

Das Erlebnis:
Ouahabou, ein Dorf, das ca. 180 km südwestlich von Ouagadougou liegt, ist eine sehr weitläufige Anhäufung von unzähligen Höfen auf dem Lande. Mal stehen die Häuser eng aneinander, mal weit verstreut. Eng sind nur die Innenhöfe und die Räume der rechteckigen Lehmbauten, die von einer Mauer umgeben sind; die Plätze, Wege und Straßen, die das Dorf durchziehen, lassen sich mit der Großzügigkeit der großen Plätze unserer Hauptstädte vergleichen. Nur das hier unsere Füße Erde berühren, rote Erde, fein zermahlene Laterit Erde, soweit das Auge sieht. Ab und zu wirbelt diese Erde hoch, wenn Motocyclettes über sie fahren oder der warme Harmattan – der Nordostpassat – über sie streicht. Dann wünscht man sich sogar, diese Erde könnte sich der Schwerkraft beugen.

Schatten spenden weit ausladende Mangobäume, die fast stärker in der Horizontalen ihre Äste ausstrecken als in der Vertikalen. In ihrem Schatten stampfen die Frauen Hirse, sitzen die Männer und erzählen, ruhen sich Ziegen, Hühner und Esel aus. Vor allem die vielen Ziegen laufen und springen hier herum mit der Eleganz von Gazellen, selbst die Rinder sind weniger schwerfällig als bei uns und auch die Esel bewegen sich mit gelassener Anmut.

Schlanke Schweinchen, manchmal schwarz getupft, wuseln auf dünnen Beinchen. Die Tiere laufen frei herum, erst am Abend werden die Rinder und die Esel im Hangar angebunden. Hangars stehen fast vor oder neben jedem Gehöft und sind rechteckige mit Getreide beladene Schattendächer, die durch Holzstangen gehalten werden.

Das Herzstück dieses weiträumigen Dorfes bildet die schöne Moschee mit ihrer Lehmmauer und ihrem hohen konischen Turm und einigen kleinen Türmchen. Der Imam mit seiner kräftigen Stimme beherrscht das Dorf. Unermüdlich, ohne heiser zu werden, erschallt seine Stimme per Lautsprecher weit über das Land, leider auch um vier Uhr morgens, wenn die Hitze des Vortages abgeklungen ist und es für uns die beste Schlafenszeit ist.

Im Gegensatz zu den grünen, weit ausladenden, friedvollen Mangobäumen stehen die uralten, bizarren Baobabs, die ihre knorrigen Äste trotzig in die Luft strecken. In dieser Zeit (Ende Dez.) sind sie alle kahl, blattlos, sodaß diese archaischen Geschöpfe uns ihre kraftvollen Geäste und Stämme zeigen. Die Früchte und die Blätter des Baumes werden gegessen. Das gängige Gericht in Burkina Faso besteht aus fein gemahlener Hirse mit grüner Soße aus Baobabblättern, Tô genannt. In der Nachbarschaft des Dorfes liegen grüne "Wäldchen" (brousse) und Baumwollfelder, die bereit zur Ernte sind.

Wenn die Sonne sinkt nach kurzer Dämmerung die schwarze Nacht sich über alles legt, erstrahlt das Firmament im feierlichstem Funkeln und Glänzen, Sternenhimmel wie sie nur erlebbar sind in Gegenden, in denen es keine Elektrizität gibt wie hier in Ouahabou. Über uns, in der Nähe des Zenits steht, nein liegt Orion und neben ihm der große Hund mit dem strahlenden Isisstern. Welch ein Genuß, abends in der offenen Dusche zu stehen, sich mit Wasser zu übergießen und gleichzeitig vom Sternenlicht überflutet zu werden!

Es ist 16 Uhr. Wir sitzen im schattigen Hof von Ladji, da kommt Bébé mit dem einachsigen Karren in den Hof, der nun von ihm beladen wird mit der Metallkiste, der Leinwand für die Bühne, den Stangen und den Puppen fürs Schattenspiel. Draußen wird der Esel davor gespannt und nun geht es ab durch das Dorf zu dem Platz, an dem heute Abend Schattentheater gespielt wird. Geschickt bauen Omar, Abu, Bébé und Lati die Bühne auf. In ungefähr einer Stunde ist die Leinwand gespannt und die Bühne aufgebaut und alles für das Spiel vorbereitet. Immer mehr Kinder haben sich versammelt und freuen sich auf das abendliche Ereignis. Erwachsene reichen uns zur Begrüßung beide Hände.

Wie gehen nochmals nach Hause und kehren erst kurz vor 20 Uhr zurück. Der Aufbau muss so früh erfolgen, solange es noch Tageslicht gibt. Gegen 18 Uhr beginnt die Dämmerung und eine halbe Stunde später ist finstere Nacht. Jetzt um 20 Uhr sind ungefähr 200 Zuschauer versammelt. Etwa 100 Kinder sitzen auf dem Boden und palavern in freudiger Erregung. Frauen und Mütter sitzen still und nachdenklich dahinter und auch schon einige Männer haben sich eingefunden. Sie stehen etwas abseits. Nun geht das Licht hinter der Leinwand an und der Griot erscheint mit seiner Trommel als Schatten: dedde dedde de de. Das Spiel beginnt, es wird mucksmäuschenstill.
[Anm.] Hier findest Du den Inhalt zum nun folgenden Schattenspiel Kawé und Awé.

Epilog:
Nach dem Spiel spricht M. Milogo, der Leiter der Krankenstation, zu den Anwesenden über das Thema und erzählt von seinen Erfahrungen als Mediziner. Es entsteht ein Dialog unter reger Beteiligung der Zuschauer. Zwei ältere Frauen sprechen nachher Regina an und bedanken sich herzlich bei ihr. Für die Kinder, die auch an einigen Stellen viel Spaß hatten und von Herzen lachen konnten, war es sicher das "Ereignis des Jahres" und für die Erwachsenen eine Stunde der Besinnung, die sie sicher noch lange in sich bewegen werden.

Die Gesichter der Erwachsenen wirken nachdenklich und ernst. In kleinen Gruppen, leise miteinander sprechend, entfernen sie sich.
Nach dem Abbau der Leinwand durch die Spieler kehren wir zufrieden heim, vorbei an kleinen Feuern vor den Häusern an denen noch gekocht wird, und tief berührt von dem magischen Zauber des Spieles und voller Hochachtung vor Reginas Engagement hier in Burkina Faso.

Dorothea Schmidt aus Ouahabou, Burkina Faso, im Dezember 2012

Persönliche Informationen:

Wer Näheres zu der so dringend notwendigen Aufklärungsarbeit in Westafrika erfahren möchte, wende sich bitte an Regina Fährmann:

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